Die Gemeinde als Zeugin des Ordinationsversprechens

Eine Replik auf den Vortrag „Ordination - Chance oderRisiko“ von Helmut Aßmannn (Infobrief 31)

Walther Henßen

 Seit vielen Jahren bin ich Mitglied des Evangelischen Pfarrvereins und beziehe damit auch regelmäßig den Info-Brief. Besonders interessierten mich dabei die Berichte des Vorsitzenden Friedhelm Maurer, mit dem ich (als Saarländer) schon seit 1978 befreundet bin.

 

Außer dem Bericht von der Mitgliederversammlung am 7.11.2022 hat mich bei der letzten Ausgabe (Nr. 31/2023) allerdings besonders beeindruckt, mit welcher Intensität das Thema „Ordination“ in diesem Heft Niederschlag gefunden hat, zumal die Ordination in unserer rheinischen Kirche im Vergleich zu anderen Landeskirchen eine gesonderte Rolle spielt. In dem Beitrag von OKR Helmut Aßmann sind es vor allem zwei Sätze, die mich besonders angesprochen haben. Da heißt es auf Seite 6: „Dabei ist das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes gemäß Mt.2818-20 die stärkende und Gewissheit gebende Kraft im Vollzug der Ordination“ und auf derselben Seite: „Die Gemeinde ist Zeugin und zugleich Unterstützerin des Versprechens. Sie nimmt es nicht nur zur Kenntnis, sie bekräftigt es auch und bestätigt seine Geltung.“

 

Bei der Frage, auf welche Weise die Gemeinde diese Bestätigung zum Ausdruck bringt, werde ich an eine Begebenheit erinnert, die ich nach einer Predigt in der holländischen Partnergemeinde erfuhr. Dazu im Einzelnen:  Als ich 1984 vom Saarland nach Essen in die Erlöserkirchengemeinde wechselte – übrigens: das Bild des Innenraums der Erlöserkirche ziert das Deckblatt des Bildbandes „Zu Hause bei Gott“ vom Medienverband unserer Landeskirche - , erlebte ich zwei Partnerschaften, die die Gemeinde in der Nachkriegszeit eingeführt hatte. Einmal die mit der Gemeinde Birkenwerder (nördlich von Berlin) in der damaligen DDR, und zum zweiten die mit der holländischen Partnergemeinde von der „Alde Kerk in Apeldoorn“. Da war es zur Gewohnheit geworden, dass man sich jährlich mindestens einmal besuchte, wobei der jeweilige Gast am Sonntag nach Pfingsten die Gastpredigt hielt. Weil der holländische Amtsbruder, wenn er in Essen zu Gast war, jeweils auf Deutsch predigte, hatte ich mir vorgenommen, dies beim Gegenbesuch in Apeldoorn ebenfalls in der Landessprache, also auf Holländisch zu tun. Behilflich bei der Vorbereitung war mir dabei die holländische Ehefrau eines Presbyters unserer Gemeinde, so dass wir gemeinsam eine CD mit dem holländischen Wortlaut hinbekamen. Mit dieser beschäftigte ich mich dann in einer dreitägigen Klausur, indem ich versuchte, mir vor allem die Besonderheiten der holländischen Aussprache anzueignen. Das hat sich dann auch auf die spätere Darbringung der Predigt positiv ausgewirkt. Aber der Punkt, auf den ich hinaus will, ist folgender: Nachdem ich die Predigt in der Landessprache gehalten hatte, kam aus der ersten Reihe ein Vertreter des Presbyteriums auf mich zu und gab mir vor der versammelten Gemeinde die Hand. Zunächst dachte ich, dass dies eine ermunternde Geste sei, womit man zum Ausdruck bringen wollte, dass alle (zumindest phonetisch) die Worte der Predigt verstanden hätten. Wie ich aber auf Nachfrage erfuhr, wurde auf diese Weise für alle sichtbar belegt: das Presbyterium = die Vertretung der christlichen Gemeinde, bestätigt, dass der Prediger seinem Auftrag gerecht geworden ist, das Evangelium rechtmäßig zu verkündigen, wie es z.B. in seinem Ordinationsgelübde heißt „dem reinen Worte Gottes zu dienen, wie es verfasst ist in der heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments und wie es bezeugt ist in den drei altkirchlichen Glaubensbekenntnissen“.

 

Dazu noch einmal das Zitat aus dem Vortrag von Helmut Aßmann: „Die Gemeinde ist Zeugin und zugleich Unterstützerin des (Ordinations-)Versprechens. Sie nimmt es nicht nur zur Kenntnis, sie bekräftigt es auch und bestätigt seine Geltung.“  Wird nicht nach wie vor bei jeder  Einführung in das Amt eines Presbyters / einer Presbyterin gefragt: „Sind Sie bereit, das Ihnen übertragene Amt im Gehorsam gegen das Wort Gottes … sorgfältig und treu auszuüben?“  Und: „Versprechen Sie, über Lehre und Ordnung unserer Kirche zu wachen?“

 

Durch eine solche Geste, wie sie in der holländischen Gemeinde praktiziert wurde, könnte ein solches Versprechen für alle sichtbar Gestalt annehmen.