Vorsicht, Satire (teilweise)!
Arnulf Linden
Es ist schon eine ökumenische Kröte, die eine evangelische Pfarrperson schlucken muss: Bei einem gemeinsamen Gottesdienst mit einem katholischen Amtsbruder (darf man das überhaupt sagen?) muss sie in dem gewöhnlichen schwarzen Kittel auftreten – der Partner hingegen in voller klerikaler Montur. Die gibt natürlich vielmehr her. Dafür darf die evangelische Pfarrperson aber die Predigt halten (was jedoch mehr Arbeit macht als das Übrige).
Noch schlimmer ist es beim gemeinsamen Auftreten anlässlich der Inbetriebnahme eines Feuerwehrautos oder eines Krankenwagens. Der katholische Kollege agiert spektabel mit seinem Weihwasserschwengel, der evangelischen Pfarrperson bleibt nur die Rezitation eines Psalms oder Ähnliches. (Segnen mit „vollem Rohr“ dürfen katholische Priester ja fast alles, was gefällt, Pferde eingeschlossen, nur nicht sich liebende Paare, wenn sie unglücklicherweise dasselbe Geschlecht haben – nun denn.)
Die evangelische Seite ist bei solchen Anlässen stets im Hintertreffen, ein farbiger Fuddel, Stola genannt, locker über den schwarzen Talar geworfen (in katholischer Sicht bereits eine Amtsanmaßung!), hilft da auch nicht viel. Die reformatorische Lehre ist - und dabei bleibt es: Der äußere Schein ist nicht entscheidend, entscheidend ist das Wort! Aber wie damit umgehen in ökumenischer Konkurrenz?
Darf’s nicht doch ein bisschen mehr sein an äußerlicher Repräsentation? Fehlt es auf evangelischer Seite nicht an Glanz, einem kleinen Widerschein der göttlichen Kabod auf Erden wie in der Orthodoxie der Goldgrund auf Ikonen und Mosaiken?
Hier mag ein Blick auf leitende Geistliche evangelischer Provenienz weiterführen und helfen. Ihr Rezept ist ganz einfach: Die eigene Person besser ins Licht zu rücken, sich selbst den sonst fehlenden Glanz verleihen! Das können normale evangelische Pfarrpersonen von einigen dieser Leitenden lernen.
Die erste weibliche EKD-Ratsvorsitzende hat hier Maßstäbe gesetzt. Ob Ehescheidung, ob Krebserkrankung, ja sogar eine Trunkenheitsfahrt und ihre Folgen konnte sie so in Szene setzen, dass dabei ihr persönliches Ansehen, ihre Beliebtheit noch gesteigert wurde – ein inszenatorisches Mirakel, schlechterdings genial! So konnte sie auch ohne Ansehensverlust dem EKD- und dem Bischofsamt entsagen und sich ganz auf mediale Auftritte verschiedenster Art konzentrieren, am liebsten TV-Talkshows. Wer einmal in diese Kreise, in die intellektuelle Oberklasse der Gesellschaft (repräsentiert z.B. von Koryphäen wie Thomas Gottschalk und Günther Jauch) aufgestiegen ist, der braucht kein weiteres (kirchliches) Amt mehr. Popularität und Glanz sind auch so gesichert.
Das Zwischenspiel mit dem damaligen rheinischen Präses führte zwar wieder auf etwas nüchterne Bahnen zurück. Aber auch er wusste sich getreu seinem Vornamen (Nikolaus – der Sieger des Volkes) zu inszenieren als Anwalt der Geschlagenen und Verachteten in der Gesellschaft. Ergebenheitsadressen (nicht nur am 1. Mai) an die Gewerkschaften als den Advokaten der Unterdrückten und als den Rächern der Enterbten waren ihm ein Herzensanliegen --- nur in seiner eigenen Landeskirche erwies er sich erstaunlicherweise als erbitterter Gegner einer „gewerkschaftlichen“ Pfarrvertretung. Deklamatorisch hielt er dennoch an dem rheinischen Glaubenssatz fest: „Bei uns ist Unten Oben!“. Was allerdings Kenner der konsistorialen Struktur seiner Landeskirche eher für ein humoristisches Aperçu halten (das aber nur nebenbei). Immerhin muss konzediert werden, dass in der letztlich konsistorial verfassten (oder verformten?) Kirche nicht wie früher einem Monarchen (den es ja gar nicht mehr gibt), sondern dem zeitgeistlichen Mainstream gehuldigt wird – zweifelsohne ein demokratischer Fortschritt!
Aber zurück zu den Lehrmeistern der klerikalen Selbstdarstellung, wie sich von höchsten Repräsentanten dargeboten wird – empfohlen zur Nachahmung!
Es folgte auf dem EKD-Thron der bayrische Landesbischof mit dem schönen englisch-deutschen Doppelnamen (Zeichen schon von gewünschter diversity? – vielleicht). Ihm gelang es, die episkopale Selbstdarstellung zu verfeinern und weiter zu entwickeln, dafür sei ihm ewiglich Dank! Präsent ist er auf fast allen social-media-Kanälen (außer TikTok, oder?) und setzt sich dort in Szene, ob im Englischen Garten seiner bayrischen Residenzstadt oder an anderen Orten des reizvollen Bayernlandes und darüber hinaus – der mediale Hans-Dampf-in-allen-Gassen schlechthin. Ist vielleicht seine Omnipräsenz in allen Medien in trefflicher analogia entis ein Widerschein göttlicher Ubiquität?
Nun hat der bayrische Landesbischof einen großen Vorteil, vielleicht sogar ein Vorbild: Sein Münchener katholisches Gegenüber, das schon durch seine leibliche Statur und die dazugehörende episkopale Gewandung äußerst viel hergibt. Mit ihm im Doppelpack aufzutreten, das hat schon was. Nur spottende bayrische Kabarettisten unterstehen sich, dieses bischöfliche Pärchen als „Dick und Doof“ zu benennen. Immerhin ist es den Beiden bei ihren nicht wenigen gemeinsamen repräsentativen Auftritten doch gelungen, dem aus der christlichen Ikonographie geläufigen Motiv der Kreuzabnahme eine neue Bedeutung zukommen zu lassen - ein historischer Moment, geschehen auf dem Tempelberg zu Jerusalem.
Wie in der großen Politik, so will Bayern auch Maßstäbe für ganz Deutschland in der Kirche setzen, und in der Kunst episkopal-klerikaler Selbstdarstellung ist das bereits voll gelungen! Churchbusiness als Showbusiness.
Zwischenbemerkung: Nach reformatorischer Lehre (soweit erinnerlich) trägt in der Kirche das Amt die Person, vulgär ausgedrückt: Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Nun scheint es – tendenziell oder schon prinzipiell? – zu einer bemerkenswerten Inversion gekommen zu sein: Die Person trägt das Amt, Selbstdarstellung dominiert den Auftrag, Proszenium sticht Ministerium, was bedeutet: Lieber im Rampenlicht der Vorderbühne stehen (vulgo „Rampensau“) als sich mit dem Klein-Klein der Leitung einer Landeskirche abzumühen.
Vielleicht ist das Amt dann nur ein Dekor, ein schmückendes Beiwerk, doch mit einigem Nutzen: Das Landeskirchenamt kann – wenigstens teilweise, wenigstens seine klügsten Köpfe – als Stab des Bischofs/Präses/Kirchenpräsidenten fungieren. Es gilt ja, jede Menge Termine zu koordinieren, Kontakte zu vermitteln, zu pflegen oder missliebige abzuwimmeln (s.u. im Abschnitt „Rheinland“) und vor allem die „Auftritte“ der kirchlichen Leitungsperson zu arrangieren, vorzubereiten und zu begleiten!
Doch wie ist der offensichtliche Wandel im Selbstverständnis einiger (Gott sei Dank (noch) nicht aller!) kirchenleitenden Personen zu erklären? Sind bei diesen Persönlichkeiten etwa narzisstische Anteile im Spiel, ähnlich wie bei manchen Industrie- und Banken-Managern und Politikern? Dann wäre zu fragen, warum gerade solche tendenziell soziopathischen Personen den Aufstieg an die Spitze schaffen – oder sind es gerade solche, denen das gelingt? Hier möchte man gerne mit Paulus sprechen „das sei ferne“, aber Sicherheit kann das nicht geben.
Ist es Selbstverblendung, induziert durch die allgegenwärtige Selfie-Kultur, die Selbstverliebtheit von Fernseh-Talk-Schwaflern, die allabendlich über die Bildschirme flimmern, Selbstverliebtheit, die offensichtlich auch auf Kirchenleitende infizierend wirkt? Ist der schöne Schein, der durch social media und die traditionellen Medien vermittelte Glamour charakterbildend (oder besser: charakterschädigend) für Menschen, die doch irgendwann in der Kirche einmal unter ganz anderen Vorzeichen ihren Dienst angetreten haben, nämlich dass das Amt die Person trägt und nicht umgekehrt? Haben wir es – analog zu den heute beklagten Impfdurchbrüchen – mit narzisstischen Charakterdurchbrüchen zu tun?
Das sind offene Fragen, mit denen sich Psychoanalytiker, Soziologen und Medienwissenschaftler beschäftigen könnten…
Der Kirchenhistoriker Professor Thomas Kaufmann schrieb anlässlich des Reformationstages 2021 in der FAZ (25.10.2021): „Auch sie [die evangelische Kirche] leidet unter Geltungsverlust und fataler Geltungssucht zugleich. Nicht wenige aktionistische Regungen und moralistische Deklamationen evangelischer Kirchenfunktionäre sind allzu sehr auf billiges Effekthaschen aus.“ Die Verteilung im besagten Oben-Unten-Schema dürfte klar sein: Geltungsverlust wird „unten“ verspürt, davon jedoch unbeeindruckt herrscht „oben“ fatale Geltungssucht.
Früher, ganz früher gab es einmal als Unterabteilung der Praktischen Theologie neben Homiletik, Katechetik, Poimenik u.a. das Fach „Kybernetik“, die Lehre von der rechten Kirchenleitung. Es ist anscheinend in Vergessenheit geraten, es wird nicht mehr gebraucht. Kein Wunder: Wer McKinsey und andere ins Haus holt, braucht solche kirchenspezifischen Handlungsanleitungen nicht mehr. Die Kirche wird zu einer Organisation wie andere auch. Sie ist sozusagen nur noch eine Einrichtung für seelennahe Dienstleistungen. Das macht eine besondere geistliche Leitungsfunktion überflüssig. Der „Laden läuft von allein“, gestützt auf eine starke Verwaltung natürlich. Die Leitungsperson ist daher frei zur selbstmodellierten Eigenentfaltung, ganz nach persönlichem Gusto!
Doch zurück zu neuen Beobachtungen im Raum der Kirchen, diesmal im Rheinland. Dort stand vor einigen Monaten die Neuwahl eines/einer Präses (eines der wenigen doppelgenerischen Wörter!) auf der Tagesordnung. Die Synode hatte zwei Kandidaten und eine Kandidatin zur Auswahl.
Nicht gewählt wurde eine gestandene Gemeindepfarrerin und Superintendentin von den Niederungen der Siegmündung (Kirchenkreis an Sieg und Rhein).
Nicht gewählt wurde ein Theologieprofessor, der sich intensiv mit Fragen des Gemeindeaufbaus und der Gemeindeentwicklung beschäftigt.
Gewählt wurde der Kandidat mit zweifelsfrei hoher kommunikativer und intellektueller Kompetenz. Er war bereits innovativ im hannoveraner Reformhaus (genannt EKD) tätig und war Leiter der südhessischen kirchlichen Akademie, also eine jener Einrichtungen der diskursiven Debattenkultur, betreffend alle Probleme unserer Welt einschließlich ihrer finalen Rettung.
Vor allem hob er sich wohltuend von seinem Bruder gleichen Namens ab, der, geleitet von Homo- und Islamophobie, an den Gestaden der Weser, an Sankt Martini, sein destruktives Werk verrichtet, für das er sogar schon einmal vor Gericht stand (der Fall ist noch nicht abgeschlossen). Nein, dieser böse Bube ist nur die finster-negative Folie für die Lichtgestalt, die im Rheinland zur Wahl stand. Mit dieser Wahl stand man also von vorneherein moralisch auf der richtigen Seite, wie beruhigend.
Der neue Präses stieg sogleich voll ein ins Geschäft, d.h. er stieg zunächst auf den Fahrradsattel, um rheinische Hotspots gesellschaftlich-kirchlichen Engagements zu besuchen und zu bestärken, gemeindliche Suppenküchen, Flüchtlingshilfe-Aktivitäten und manch anderes.
Es fällt einem Kenner der rheinischen Kirchengeschichte schwer, sich einen Präses Joachim Beckmann oder Karl Immer auf dem Fahrrad durch die Hügellandschaft der Eifel strampelnd vorzustellen, um Frauenhilfen o.ä. zu besuchen. Aber „tempora mutantur“, wie der Lateiner sagt.
Diese velozipeden Exkursionen mussten natürlich genau vorbereitet werden und sie bedurften der visuellen und berichtenden Begleitung und Nacharbeit. Dafür gab und gibt es ja den Präses-Stab (nicht zu verwechseln mit dem katholischen Bischofsstab), genannt LKA.
Aber der neue Präses kannte nichts, was nicht noch zu steigern wäre. Da kam nämlich das Hochwasser an Ahr und Erft wie gerufen – das klingt makaber (und der Verfasser dieser Zeilen möchte sich sogleich dafür entschuldigen). Da machte sich auf der Präses aus Düsseldorf in die Stadt Bad Neuenahr, um sich „vor Ort“ an den Unglücksstätten zu informieren und den Geschädigten Mut und Trost zuzusprechen. Präses zeigt Präsenz. Auf Youtube konnte man etliche dieser Gespräche ansehen und anhören – und das wirft Fragen auf. Ob diese Szenen gestellt waren oder nicht, kann hier nicht geklärt werden. Auf jeden Fall waren sie arrangiert, denn mindestens ein Kameramann (oder – frau) musste ja zugegen sein und die Gesprächspartner mussten einer Veröffentlichung dieses Bild- und Gesprächsmaterials zustimmen. Bemerkenswert ist der äußere Auftritt des Präses. Er erschien im T-Shirt, nicht klerikal gewandet, verständlich. Er stellte sich nur mit Vor- und Nachnamen vor, obwohl mit Sicherheit seine Gegenüber wussten (oder hinterher erfahren haben?), dass es sich um den leitenden Geistlichen der rheinischen Landeskirche handelte. Doch was bevorzugt und passend erschien, war präses-diales Understatement. Aber nach Luther ist – sinngemäß – die sublimste Form der Selbsterhöhung die Selbsterniedrigung.
Soweit dazu.
Der neue Präses betätigt sich nicht nur als Radfahrer, Tröster und zuhörender Gesprächspartner in Notsituationen, nein auch literarisch tritt er in Erscheinung. In regelmäßigem Abstand veröffentlicht er im Netz seine immer interessanten, hochintelligenten und originellen Beiträge, theologische Impulse genannt, so etwas wie geistliche Canapés also, Häppchen, aber für wen gedacht? Für die Sonntagspredigt? Für einen Fanclub, falls der schon existiert? Wer braucht diese Impulse? Der träge Kirchenkörper, der in seines Fleisches Blödigkeit dumpf vor sich her dümpelt, bekommt in zyklischer Abfolge einen durch Präses-Geist induzierten Stromstoß, ein episkopaler Herzschrittmacher also – ist es das? Ja, der Präses „hilft unser Schwachheit auf“! -- Oder sollen die Leser einfach nur staunend feststellen, welch’ klugen Präses sie doch haben? Jedenfalls sind diese Impulse anscheinend eine wichtige kirchenleitende Aufgabe, warum auch nicht. Es soll wohl für seine Leser das beruhigende Gefühl gestärkt werden, dass der Geist des Präses über allem schwebt.
Auf der Erdoberfläche sieht es allerdings weniger beruhigend aus. In einem der letzten Impulse (Nr. 106) spricht sich der Präses vehement für eine inklusive Kirche aus, die Kirche soll sich stark engagieren für Behinderte und ihre Belange. Diejenigen aber, die sich in seiner Kirche für die Belange schwerbehinderter Pfarrerinnen und Pfarrer einsetzen, wissen von einem ganz anderen Umgang mit diesem Personenkreis zu berichten. Dichtung und Wahrheit, Idee und Wirklichkeit klaffen hier – und nicht nur hier – weit auseinander. Aber vielleicht weiß der Präses auch gar nichts von den entsprechenden Aktivitäten des ihm unterstellten Amtes, was allerdings seines Amtes wäre.
Der Vorsitzende des Rheinischen Pfarrvereins, dem fast die Hälfte der rheinischen Pfarrerschaft angehört, hat dem neuen Präses artig zur Wahl gratuliert und in einem weiteren Schreiben um einen Termin für ein erstes Gespräch im Herbst 2021 ersucht. Dabei sollte es um wichtige Fragen gehen, die er aufgelistet hat: Das Verhältnis von Pfarrverein und Pfarrvertretung, um das neueste Produkt der Papierfabrik an der Hans-Böckler-Straße (Entschuldigung für die Ironie) „EKIR 2030“, um die Personal- und Prüfungspolitk der EKiR sowie um die Unterstützung eines Deutschen Pfarrertags im Rheinland durch die Landeskirche im Jahr 2024. Alles Themen also von Gewicht.
Welche Antwort aber erging aus dem Büro des Präses? Ein Termin im Herbst sei nicht mehr möglich, statt dessen wurden zur Auswahl zwei Termine im Frühjahr des Folgejahres angeboten. Dauer: eine Stunde! Vorsitzender und Vorstand des Pfarrvereins waren verblüfft, ja entsetzt. Unter diesen Bedingungen erschien ein solches Gespräch verständlicherweise als sinnlos.
Dieser Vorgang zeigt: Die Pfarrerschaft spielt im kirchenleitenden Weltbild nur eine periphere, wahrscheinlich eher sogar störende Rolle. Nach traditioneller Auffassung wäre es eine Hauptaufgabe kirchenleitender Personen, Pfarrerschaft und Gemeinden zu stärken, zu unterstützen, zu ermutigen. Doch dazu muss man diese Menschen erst einmal wahrnehmen.
Pfarrerschaft und Gemeinden scheinen nichts anderes als nur Kulisse zu sein. Davor, auf dem Proszenium, der Vorderbühne steht in hellem Scheinwerferlicht – der Präses!
Ist das so? Ist das ein Ausdruck episkopaler Eskapaden oder einer neuen kybernetischen Kompetenz? Die Zukunft wird es zeigen…
Aber das altbekannte und nicht mehr ganz moderne Lied vom Schiff, das sich Gemeinde nennt, kann vielleicht zunächst weiterhelfen. In ihm ist nicht von Bischöfen, Präsides oder anderen Leitungspersönlichkeiten die Rede, nur von einer Mannschaft und von Freunden. Und dies, obwohl es doch naheliegend wäre, sich einen leibhaftigen Steuermann, einen Kybernetes, auf dem Schiff vorzustellen. Auch Synoden, Landeskirchenämter und Presbyterien werden nicht zu Hilfe gerufen, sondern nur der „Herr“. Und in der vorletzten Strophe heißt es (im Blick auf kirchliche Debatten?): „Der rät wohl dies, der andere das, man redet lang und viel und kommt – kurzsichtig wie man ist – nur weiter weg vom Ziel. Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt, bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt.“
Das ist doch schon einmal ein Trost!
Arnulf Linden
war war von 2003 bis 2015 Gefängnispfarrer an der JVA Euskirchen und ist seit 2017 Kassenführer des
Evangelischen Pfarrvereins im Rheinland.